Christoph Bremer "Antrag auf Erhalt der Bunk-Orgel

Stimmen zur Erhaltung

Christoph Bremer "Antrag auf Erhalt der Bunk-Orgel 8 einleuchtende Gründe, warum die Bunk-Walcker-Orgel in Reinoldi erhalten werden muss. Im Gegensatz zu unserer juristischen Variante, haben wir es hier mit dem Bekenntnis zu dieser geschichtlichen Entwicklung des Orgelbaus zu tun und acht Begründungen, die man nicht von der Hand weisen kann.

der bekannte Komponist Thomas Meyer-Fiebig Thomas Meyer-Fiebig Komponist und Organist Professor für Komposition am Kunitachi College of Musi...

Diese Initiative spricht mir aus der Seele... Ich bin unbedingt dafür, daß die Walcker.

ein hervorragendes Orgelwerk das keinesfalls abger Sehr geehrter Herr Walcker-Mayer ! Wo finde ich bitte etwas in Ihrer Seite zu dem geplanten Org...

gegen die Zerstörung vergangener Epochen .. ich bin online auf das Thema Orgel in St. Reinoldi gestoßen. Aus eigener Erfahrung bin ich sic...

Gehen Sie sorgfältig mit den Ressourcen um! Heute sind sich immer mehr sog. Sachverständige im Bereich der Orgel einig, dass es nicht gut war...

Mugabe zum Kirchenoberhaupt Orgelverfall in heutiger Zeit, mein Beitrag auf der ersten Seite, zu dem ich von Frau Henny Jahn ...

neue Orgel ja, Kahlschlag nein!! Anfänglich war ich von der Idee die neobarocke Walcker-Orgel in St. Reinoldi durch eine andere Or...

Orgelforum.de Wie kommt man dazu, dieses fantastische Instrument abreißen zu wollen?

Orgelverfall in heutiger Zeit (gwm) Orgelverfall in heutiger Zeit am Beispiel der Walcker-Orgeln in Dortmund Reinoldi DIE GERARD BUN...

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..neue Orgel ja!, Kahlschlag nein!!...

Anfänglich war ich von der Idee die neobarocke Walcker-Orgel in St. Reinoldi durch eine andere Orgel (unter Umständen aus der Nachbarstadt) zu ersetzen recht begeistert. Die Begeisterung hatte verschiedene Gründe, die hier nicht weiter ausgeführt werden müssen. Die Nachricht, die Orgel durch einen Neubau zu ersetzen, hat mich hingegen entsetzt. Die (in der Fachwelt zurzeit allgemein benutzten Totschlag-)Argumente, die gegen den Erhalt des Instruments sprechen, überzeugen mich in keinster Weise. Die Orgel wurde nach den gleichsam paradigmatischen handwerklichen und klanglichen Maßstäben ihrer Zeit erbaut. Dass diese Maßstäbe heute viele Orgelsachverständige und Organisten nicht mehr zufriedenstellen oder gar begeistern, gilt für die Gegenwart. Den wenig wertschätzenden Umgang mit den Orgeln von Vorgänger-Generationen haben wir in der Geschichte der Orgelkunst doch bereits zuhauf erlebt. Der aktuelle "Romantikboom" hebt doch gerade die wenigen noch erhaltenen Instrumente hervor, die von der Zerstörungswut - es ließe sich gerade von der Organistischen Bilderstürmerei sprechen - der 1930er bis 1970er Jahre verschont geblieben sind.
Aus der Geschichte lernen heißt doch hier, sich die Frage zu stellen, mit welchem Recht wir heute die Orgeln einer Epoche als minderwertig bezeichnen, die zu ihrer Zeit nach bestem Wissen und Geschmack handwerkliche Kunstwerke gefertigt hat.
Wenn man in Reinoldi eine neue Orgel will, so sollte und darf dies nicht um den Preis des Abbaus der alten Orgel geschehen. Die Orgel ist unbedingt - auch mit dieser Disposition - an der Stelle zu erhalten, an der sie sich jetzt befindet! Es gibt schon ein Instrument des Ruhrgebiets, das sein Dasein in Kisten fristet.
Man stelle sich St. Ludgeri ohne das Instrument von Arp Schnittger, St. Wenzel ohne die Orgel von Hildebrand, den Merseburger Dom ohne Ladegast oder gar den Berliner Dom ohne seine Sauer-Orgel vor. Es sind allesamt einzigartige Klangzeugen ihrer Zeit und es sind wenige, die allen Moden zum Trotz, heute ein Stück weit von dem Künden, was vergangene Generationen fertigten, hörten und lebten.
Die Orgel in St. Reinoldie war 50 Jahre lang Bestandteil der Orgel- und Musikkultur Dortmunds und des Ruhrgebiets; sie war 50 Jahre lang ein Instrument, das durch ihre Organisten den Menschen in Reinoldi zu allen Zeiten des Kirchenjahres Musik zur Ehre Gottes gebracht hat. Dass das 50 Jahre lang ein "schlechtes" Instrument getan haben soll, kann ich einfach nicht glauben!
Selbst begeistern mich romantische Musik und romantische Instrumente zutiefst, doch trotzdem und auch gerade deswegen kann ich hier sagen: Finger weg von diesem Instrument! BP 15.8.08

..vom Virus der Neobarocks befallen..

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich der Initiative zur Rettung der Reinoldi-Orgel beitreten. Ich bin gerne bereit, das mir Mögliche zu tun, um den Abbau dieses bedeutenden Instruments zu verhindern. Bei Interesse bitte ich um Kontaktaufnahme.
Mit freundlichen Grüßen,SKB (selbst aufgewachsen an einem Instrument dieser Zeit und hoffnungslos auch mit dem Virus des Neobarock infiziert)

..Gehen Sie sorgsam mit den Ressourcen um!

Heute sind sich immer mehr sog. Sachverständige im Bereich der Orgel einig, dass es nicht gut war, dass ein "Orgel-Kahlschlag" in den vergangenen Jahrzehnten, eine bereits durch Kriegseinwirkungen stark dezimierte Anzahl an romantischen Orgeln, nachträglich, aus Gründen des Wandels des Geschmacks, restlos beseitigt werden sollte.
Allerdings sieht die Sache heute wieder ähnlich in Fachkreisen aus: Alles, was auch nur den Anschein von Orgelbewegtheit hat, hat einen Makel, den es zu beseitigen gilt. Nicht nur dass eine weitere Generation von Orgelwerken anscheinend ausgedient hat, sondern auch die Vernichtung von unwiederbringlichen Werten soll weiterbetrieben werden.
Die Verantwortlichen müssen sich deshalb Fragen nach dem weshalb gefallen lassen:
- Weshalb soll ein Orgelwerk, das damals nach den technischen Möglichkeiten gebaut worden ist, gerade aus diesen Gründen restlos beseitigt werden?
- Weshalb soll ein Orgelwerk, das nach den klanglichen Vorstellung seiner Zeit mensuriert und intoniert wurde heute nicht mehr bestand haben?
- Weshalb wird behauptet, dass eine Orgel mindestens 100 Jahre hält und dann nach 50 Jahren irreparabel sein soll?
- Weshalb beantworten wir diese Fragen bei einer Orgel die 300 oder 200 oder 100 Jahre alt ist anders?
- Weshalb soll hier so unverantwortlich mit den finanziellen Mitteln und den materiellen Resourcen der Zukunft umgegangen werden?
Es gibt bereits einen ähnlichen Fall im Ruhrgebiet, den ich als Skandal empfinde und der bisher als Lösung für Dortmund gegolten hat.
Deshalb meine Bitte an die Verantwortlichen: Gehen sie sorgfältig mit der überkommenen Substanz um. Überlegen Sie ob sie nicht eine sinnvolle Alternative zu einem Totalneubau finden können. Denken Sie darüber nach ob sich, durch eine Beantwortung der obigen Fragen nicht eine für alle, auch für die die uns in der Zukunft nach unseren Entscheidungen beurteilen werden, tragbare Lösung finden läßt. HF

..unbedingt erhalten

(...) Die Orgel ist - wie Manfred Schwarz festgestellt hat - restaurationsbedürftig, Mischintonation, Verdeckung kleinerer Laden durch die großen, schlechte Stimmbarkeit und Unzugänglichkeit usw. Aber sie ist bei guter Instandsetzung und Neuintonation wesentlich verbesserbar und die Disposition und der Schuke-Spieltisch machen prinzipiell fast jede Stilrichtung realisierbar. Ich bin unbedingt für die Erhaltung des Instrumentes! ML

keine repräsentativen Orgeln mehr....

Hallo, unbedingt erhalten. Wir haben keine repräsentativen Orgeln mehr aus dieser Zeit, dafür eine Menge Zyklopen. Diese Zeit ist die letzte in der originäre Orgel-Stilbildungen statt gefunden haben. Erhaltet diese wenigen Instrumente. Ich habe diese Orgel mehrmals in Konzerten gehört. Das ist ein durch und durch charakteristischer und ausgewogener Klang der heute auf vielen CD's fehlt. IC

Stück Ruhrgebietskultur

Diese Initiative spricht mir aus der Seele. Ich bin unbedingt dafür, daß die Walcker- Orgel von 1958 in St. Reinoldi in Dortmund als Zeugnis des Nachkriegsorgelbaus der Fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erhalten werden muß. Es ist mit Sicherheit möglich, daß Technische Probleme, die an der Orgel vorhanden sind, beseitigt werden können, bzw. der Orgel mit einer "Reorganisation" (Siehe Querhausorgel des Kölner Doms von 1948/1956) aufgeholfen werden kann. CB
Viel Glück beim Erhalt eines Stücks Ruhrgebietkultur! SB

Mugabe zum Oberhaupt der Kirche

Orgelverfall in heutiger Zeit, mein Beitrag auf der ersten Seite, zu dem ich von Frau Henny Jahn angeregt wurde, die sich intensiv um die Erhaltung der Walcker-Orgel in Dortmund Reinoldi ausgesprochen hat und verschiedene Aktivitäten in diese Richtung betrieben hat. Ich bin sicher, dass man dieses Engagement mit Absicht wieder missverstehen wird, anstatt, dass man endlich einmal in heutiger Zeit, wo uns viele Gefahren drohen, endlich auch hier einmal dieses Riesenpotential an Zerstörungswut zu lokalisieren beginnt. Wir haben auch heute wieder "Täter" und "Ignoranten", die sich über einfachste natürliche Maßstäbe hinwegsetzen, um ihre primitivsten Leidenschaften ausleben zu können. So werden die schon gegebenen Probleme weiter verschärft. Wer glaubt mit einer solch "neuen Orgel" sich ein Denkmal setzen zu können, hat völlig recht: es wird sich aber in wenigen Jahren schon zeigen, dass es eine Teufelsfratze sein wird.
Dazu wurde mir heute ein Link auf http://www.musikundtheologie.de/juli2008.html (ist auch unter www.orgeljournal.de erreichbar) übersendet, dessen Inhalt ich zutiefst weiterempfehlen kann. Der Verfasser bemerkt hier zu Recht, dass es doch eine kuriose Seltsamkeit ist, eine CD-Aufnahme von der Bunk-Walcker-Orgel in Reinoldi zu fabrizieren, die ganz allgemein sehr gut ankommt und beweist, wie gut diese Orgel klingt; und dann nach dem geplatzten Deal mit Gelsenkirchen, die für ihre Walcker-Orgel rund 1 Million für die Restaurierung hingeblättert haben, wollte man in Dortmund für läppische 200.000 an Land ziehen, Basargeschäfte wie im südlichen Khartum, entschließt man sich also rasch, in guter Konsumier-und Sektlaune nun, für einen Neubau. Wenn das geradlinige Kirchenpolitik ist, die Renovierung vor 12 Jahren durch Schuke, Darstellung der Orgel auf der GDO-Tagung, der Gelsenkirchen-Deal, und nun Neubau, dann fehlt nur noch, dass man Mugabe zum Oberhaupt der Evangelischen Kirchen Deutschlands bestimmt, um dem Ganzen eine seriöse Note zu geben. Aber wie es aussieht, befindet man sich in Dortmund St. Reinoldi das ganze Jahr über im Karneval. Ein seltsamer Humor allerdings. gwm

spart Ressourcen..

Herr Walcker, ich begrüsse Ihre Aktion aus einem ganz einfachen Grund. Mir ist nicht klar, ob diese Orgel ein so herausragendes Denkmal ist, weil ich kein Orgelkenner bin. Aber eines kann ich beurteilen. Es ist sicher nicht klar, ob der Neubau oder die Erhaltung dieser Orgel mehr oder weniger Geld kostet. Sicher aber ist, dass die Erhaltung der Orgel sehr viele Ressourcen dieses Planeten einspart, die Geldausgaben also grundsätzlich in die Beschäftigung von Menschen fliessen, die sonst vielleicht arbeitslos werden würden. Also dieses Projekt ist ein Projekt der Zukunft unserer Bürger und unserer Zivilisation, wenn es dazu noch Kultur schafft, so soll das auch Recht sein. Ihr H.G.

Orgelforum.de

10. Orgelfeierstunde in St. Reinoldi / Dortmund

verfasst von RationisCausa, 10.10.2008, 00:24
(editiert von RationisCausa, 10.10.2008, 00:31)

Gerade von einer "Spionagetour" ins westfälische Dortmund zurückgekehrt (der Stadt, die sich im Frühjahr dieses Jahres endgültig von ihrer letzten oberirdischen Straßenbahn verabschiedet hat - zugunsten eines "modernen" U-Bahn-Tunnels...auch ein krasser und höchst überflüssiger Bruch mit der Vergangenheit), stehe ich noch ganz unter dem Eindruck der großen Walcker-Orgel (4 Manuale, 72 Register), von der ich mir endlich einmal einen ganz persönlichen Klangeindruck verschaffen wollte.



Thorsten Maus (*1972), seines Zeichens A-Musiker mit Auszeichnung in Improvisation und seit 2004 Kirchenmusiker (Kreisdekanatskantor) an der Propsteikirche St. Peter in Recklinghausen, gestaltete die 10. Orgelfeierstunde in der altehrwürdigen Dortmunder Kirche St. Reinoldi - die übrigens eine evangelische Stadtkirche ist.

Die Kirche hat von der Bestuhlung her eine Besonderheit, als dass die hinteren Bankreihen dem Altarraum den Rücken zukehren und stattdessen in Richtung Orgelprospekt und freistehenden Spieltisch schauen. Ich bevorzugte allerdings den Blick nach vorne in den Chorraum, um mich voll auf die Musik (und nicht auf den Spieler) konzentrieren zu können. Wohltuende Ruhepunkte für die Augen bildeten das wunderschöne Altarretabel, sowie ein kleines Meer aus bernsteinfarbenen Teelichtern, das auf den Altarstufen angelegt worden war.

Nach eine kurzen Einführung durch den etwas schüchtern, aber sehr sympathisch wirkenden Solisten, die aufgrund eines ausgefallenen Mikrofons nur etwa für Leute mit ganz spitzen Ohren war, startete Maus mit einem der bekannteren Stücke des ansonsten außerhalb der Insel nur wenig verbreiteten Engländers Alfred Hollins (1865-1942), dem Trumpet Minuet. Ganz auf die Solowirkung einer Tuba Mirabilis hin komponiert (die Maus mit dem Register Feldtrompete 8', dem einzigen Horizontalregister der Orgel, treffend zu imitieren verstand), verströmte das durch und durch heitere Stück britische Noblesse und galante Anklänge an längst vergangene Epochen.

Das zweite Werk des Abends, die Ciacona con variazioni von Sigfrid Karg-Elert (op. 142, 7) möchte man zukünftig öfter hören. Ein relativ kurzes Stück im typischen Chaconne-Stil, das fast unhörbar beginnt, sich bis zum Fortissimo steigert, um dann zum Schluß ganz verinnerlicht zu verklingen. Der Solist machte dieses kurzweilige Variationenwerk zu einer Art Schaustück, das die unterschiedlichsten Klangmöglichkeiten der Walcker-Orgel von glutvoll tiefen Grundstimmen über spritzige Aliquote und kurzbecherige Zungen bis hin zum brausenden Tutti (das dabei niemals erdrückte!) aufs Beste auszuloten wusste.

Es folgten zwei Eigenkompositionen von Thorsten Maus: Aus seinem Orgelalbum I die Stücke Pastorale Mélancholique und Erinnerung. Gediegene, gemäßigt moderne meditative Stücke von höchstens mittlerem Schwierigkeitsgrad, die zwischen Spätromantik und Moderne alterierten, und die bisweilen stark an Engländer des 20. Jahrhunderts gemahnten (Archer, Rawsthorne et al. lassen grüßen!). Vielleicht hat Maus hier auch an die liturgischen Bedürfnisse seiner C-Organisten gedacht, für deren Ausbildung er mitverantwortlich zeichnet. Mir haben die Stücke wirklich gut gefallen...Erschienen sind diese im niederländischen Cantique-Verlag. Ein zweiter Band ist in Vorbereitung.

Über das zentrale Werk des Abends, die Passacaglia und Fuge BWV 582, braucht man keine großen Worte zu verlieren - Maus gestaltete diese mit langem Atem, der sich ganz der Monumentalität der Musik hingab. Da war kein Hasten und kein Drängen, kein Wischi-Waschi und kein vordergründiges Virtuosentum, sondern ein großartiger organischer Fluss, der sehr bezwingend und mitreißend zum Ende kam. An manchen Stellen schien Bach tatsächlich Minimal Music komponiert zu haben, so stark meditativ war auf mich die Wirkung des immer wiederkehrenden Passacaglia-Themas.

Als leisere Ruhepunkte nach diesem Monumentalwerk spielte Maus dann Scherzo und Adagio aus der Suite Modale des Belgiers Flor Peeters (1903-1986). Durch eine hochinteressante Solo-Zungenregistrierung im Scherzo (Trichterregal 8'?) bekam dieses Stück beinahe drehorgelartige Züge.

Der vorletzte Block, der sich aus zwei Stücken des Franzosen Guillaume Lasceux (1740-1831) zusammensetzte, vermochte indes nicht recht zu überzeugen. Duo und Marche gerieten doch ein wenig zu vordergründig, wobei gerade der Ma*rsch recht gepflegte Langeweile mit Brillenbass-Harmonik verbreitete. Vielleicht gibt es von Lasceux Besseres - dies ließ mich musikalisch völlig kalt, wenngleich Maus wieder sehr einfallsreiche Klangfarben verwendete. Gottlob waren es aber beides nur ganz kurze Werke.

Am Schluss des Abends sollte eine Improvisation stehen, über deren Thema sich Herr Maus nach eigenen Angaben zu Beginn des Konzertes noch nicht klar war. Als der Lasceux dann aber verplätschert war, drehte sich der Solist zum Publikum und kündigte eine extemporierte Fantasie über das "Lumen Christi", dem bekannten Ruf in der Osternacht, an.

Hier zeigte Thorsten Maus, dass er nicht nur ein guter Literaturspieler, sondern ein ebenso begabter Improvisator ist: mit Verve stürzte er sich in Tasten; das Werk changierte zwischen großen Lautstärkekontrasten, wobei das Thema immer gut zu hören war. Äußerst virtuos und mit deutlich französischen Anklängen führte der Solist die angeblich nur neobarocke Walckerin auf ungeahnte symphonisch-romantische Höhen. Nach einer leisen Passage endete Lumen Christi in einem mitreißenden Finale.

Lebhafter Beifall der leider nur ca. 35 Zuhörer, den Thorsten Maus mit einer kurzen Zugabe, einer Impro im Stil eines kleinen barocken Concerto-Satzes belohnte.

Herrn Maus habe ich ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gehört!

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Der Vorhang zu - und alle Fragen offen!

Nach dem Besuch dieses wirklich wunderbaren Konzertes an der Walcker-Orgel von 1958 (ich habe sie zum ersten Mal gehört!) drängt sich mir die Frage auf:

Wie kommt man dazu, dieses fantastische Instrument abreißen zu wollen?

War ich zuerst skeptisch, auch nachdem, was ich hier im Forum gelesen hatte - und auch, weil ich neobarocke Schreikisten ja eigentlich so gar nicht mag - muss ich jetzt konzedieren, dass ich mich bei St. Reinoldi vollkommen getäuscht habe. Diese Orgel ist überhaupt nicht schreiend oder brutal, sondern herrlich sonor und klanglich vollkommen ausgewogen. Das kraftvolle und brausende Tutti hat mich wirklich umgehauen - im positivsten Sinne des Wortes, aber auch die solistischen Stimmen brauchen keinen Vergleich mit neosymphonischen Neubauten zu scheuen.

Das Konzert mit Thorsten Maus war vieles, es war aber auch auf jeden Fall eine musikalische Demonstration gegen den Abriss dieses unersetzlichen Klangdenkmals!

Wer diese Orgel abreißen will, versündigt sich aufs Schlimmste...



Aber wie war das nochmal mit der historisch gewachsenen Straßenbahn in Dortmund? Die wurde auch abgerissen, weil man was "Modernes", nämlich eine U-Bahn haben wollte. Ähnlich dünkt mich der Fall mit St. Reinoldi - man hat keinen Respekt vor der Vergangenheit (die weder marode noch desolat war bzw. ist, sondern hervorragend funktioniert), sondern will halt mit aller Gewalt "was Neues", was aber nicht unbedingt auch besser sein muss.

Bin mal gespannt, wie es weitergeht...